Tagesbericht 7. Tag (21.11.17) – „Jede Hand ist anders“ (geschrieben von Insa)

Nach einem frühen Start sind wir heute in den Stadtteil Taito gefahren, der für sein Handwerk bekannt ist – insgesamt gibt es in Japan ca. 250 staatlich registrierte Handwerkskünste, von denen über die Hälfte in Taito vertreten ist. Dort besuchen wir eine Ausstellung zum Thema Handwerk und besichtigen einen bekannten tokioter Jalousienmacher in seiner Werkstatt.

Im kleinen Museum können wir uns einige traditionelle und zeitgenössische Möbel, Schmuck, Zierpuppen sowie Haushaltsartikel wie Bürsten, kunstvolle Reiben und Messer ansehen. Die Vielfalt an Objekten führt bei einigen zu einer Erweiterung der Einkaufsliste – bei den handwerklich Begabten unter uns gibt es bereits Nachbauideen.

Durch die kleinen Straßen des Handwerkerbezirks mit Lampions und Ladenschildern laufen wir dann zur Jalousinen-Werkstatt, wo der Besitzer und Meister Besitzer seine traditionellen Jalousien – die sogenannten Sadure – herstellt.

Bereits von außen können wir die kunstvollen Bambus- und Schilfrohrjalousien mit filigranen Mustern bewundern.

Drinnen zeigt er uns, wie er gemeinsam mit seinem Vater und einem weiteren Jalousienmacher die Sadures von der Materialbeschaffung, über das Spalten des Bambus, bis hin zum Aneinanderflechten der einzelnen Stäbe von Hand fertigt.

Auf Handarbeit setzt der Betrieb bereits seit seiner Gründung vor 150 Jahren. Einige der Gewichte sind bereits über 100 Jahre alt und wurden in seiner Familie weiter gereicht. Der Bambus, so erzählt er uns, werde bei ihm immer noch mit der Hand gespalten, um die Fasern nicht zu beschädigen. Um als traditioneller Handwerker in einem immer internationaleren Markt mit immer günstigerer Konkurrenz überleben zu können, müssen seine Produkte vor allem eins: sich in ihrer Qualität deutlich von den anderen unterscheiden. Gut gefertigte Bambussadures überstehen mehr als 100 Jahre, wenn sie gepflegt werden. Nur die Schnüre müssen ab und an ausgewechselt werden.

Nicht viele interessieren sich heute noch für eine Laufbahn im traditionellen Handwerk, oder sie wissen nicht viel darüber. Deshalb laden der Handwerkermeister und sein Vater immer wieder Jugendliche und Schulklassen ein, um ihnen ihren Beruf vorzustellen. Ein Junge kommt bereits regelmäßig vorbei um ihnen zuzuschauen und zu lernen. Aber auch wenn es Fördergelder für die Ausbildung gibt – einen sicheren Arbeitsplatz oder eine Übernahme kann ein kleiner Betrieb in einer sich wandelnden Branche derzeit nur schwer bieten. Die Ausbildung selbst dauert etwa 5 bis 6 Jahre, in denen jeder Auszubildende seinen Weg finden soll.

„Jede Hand ist anders, deshalb muss jeder seine eigene Technik finden„, sagt der Meister. Vorgegeben wird nur das Ergebnis: eine traditionell gefertigte „Sadure“ aus natürlichem und hochwertigem Material. Außerdem will er eine Anleitung für die Herstellung anfertigen – damit das Wissen um Tradition und Handwerk nicht verloren geht.

Tagesbericht 7. Tag (21.11.17) – „Tokio Metropolitan Government – eine Präfekturverwaltung für über 13,5 Millionen Menschen“ (geschrieben von Isabell)

In zwei Gruppen aufgeteilt, stehen uns heute verschiedene Tagesprogramme bevor.

Zum Tokio Metropolitan Government (TMG),  dem „Rathaus von Tokio“, begleiten uns eine NIYE-Mitarbeiterin und unsere Dolmetscherin zielsicher und pünktlich in das 48 Etagen umfassende Hochhaus im Zentrum der Stadt.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der deutschen und japanischen Gesprächsteilnehmer erhalten wir einen Überblick  über das Personal- und Verwaltungssytem des TMG. Überrascht sind wir, dass bei der erforderlichen Qualifikation eines Mitarbeiters an erster Stelle der Wille und die Antriebskraft stehen; noch vor dem Fachwissen. Das TMG hat sich bewusst modern aufgestellt und verfolgt statt dem Senioritätsprinzip nun ein offenes System der Leistungsorientierung bei der internen Stellen(nach)besetzung.

In einem Kurzvortrag ergänzen Sanja und Michael die deutsche Situation zu Personaleinstellungen, Fort- und Weiterbildung sowie Work-Life-Balance-Maßnahmen im öffentlichen Dienst. Die anschließende Gruppenarbeit und regen Auswertungsgespräche, bereichert durch die persönlichen Einschätzungen der TMG-Mitarbeiter, zeigen auf, dass es in Summe viele Gemeinsamkeiten zwischen dem japanischen und deutschen Personalsystem gibt, aber auch deutliche Unterschiede. So zielen in Japan Maßnahmen zu mehr Work-Life-Balance auf das Vermeiden/ Reduzieren von Überstunden ab, wohingegen in Deutschland gesundheitliche Aspekte wie „Bewegung am Arbeitsplatz“ stärker thematisiert werden.

Als Verbesserungsvorschlag für die deutsche Personalpolitik nehmen wir den Wunsch nach einer stärkeren Wertschätzung der Mitarbeiter mit.

Mit vielen neuen Erkenntnissen im Gepäck gehen wir uns in der TMG-Kantine (45. Etage) mit lecker japanischem Essen stärken. Bis dahin: ein gelungener Vormittag.

 

Tagesbericht 7. Tag (21.11.17) – „Desigenersvillage – Existenzgründung für Künstler“ (geschrieben von Franziska)

Nach einer kurzen Pause für einen Kaffee und Sandwiches starten wir ins Designer Village. Einrichtung wurde 2007 gegründet, um das kreative Handwerk und die qualitative Arbeit zu fördern.

Im Designer Village können ausgewählte Designer und Künstler für maximal drei Jahre einen Raum in dem ehemals als Grundschule genutzten Gebäude mieten und in dieser Zeit Ihre Existenzgründung mit Unterstützung von Experten vollziehen. Durch Netzwerke, Soft- sowie Hardware, aber auch das gute Image der Einrichtung werden so die größten Hürden der Firmengründung zusammen bewältigt.

Wir haben zwei Label kennenlernen dürfen und im Austausch viele interessante Eindrücke sammeln können.

Dort, wo früher Klassen unterrichtet wurden, wird nun klasse Arbeit und kreative Höchstleistung betrieben.

Nicht nur die innovativen Ideen haben uns heute staunen lassen, sondern auch die effektive Benutzung des Gebäudes, dass ohne die Umwandlung zum Designer Village heute ungenutzt bliebe.

Tagesbericht 7. Tag (21.11.17) – „Gelebte work-life-balance in Asano Seihanjyo“ (geschrieben von Kristin)

An unserem letzten Tag in Tokio stehen noch einmal Firmenbesichtigungen auf dem Programm. In zwei Gruppen aufgeteilt macht sich unsere Delegation auf den Weg in unterschiedliche Stadtviertel. Die zehn Teilnehmer der Gruppe A und Delegationsleiterin Rike sind am Nachmittag bei der Werbe- und Printagentur Asano Seihanjyo in Tsukiji, einem typisch japanischen Mittelstandsbetrieb im 80. Jahr seit der Gründung, zu Gast.

Die freudige Überraschung auf unserer Seite ist groß, als wir im Besprechungsraum des Unternehmens mit Snacks, Tee und kleinen Gastgeschenken begrüßt werden.

Zum Auftakt unseres Besuches haben wir eine Präsentation zum Thema Berufswechsel und Karriereweg in Deutschland vorbereitet. Unsere Gastgeber interessiert, ob angesichts der (im Vergleich zu Japan) frühen Festlegung auf einen bestimmten Beruf in Deutschland Berufswechsel im Laufe der Karriere möglich sind.

Anschließend stellt eine Mitarbeiterin von Asano Seihanjyo uns das Unternehmen und seine Personalpolitik vor. Es ist immer ein Ansprechpartner da, den man um Rat fragen kann. Außerdem legt man großen Wert auf Schulung und Weiterbildung.  Es soll eine Arbeitsumgebung geschaffen werden, in der jeder Mitarbeiter seine Individualität ausleben kann. Außerdem werden nun gezielt Frauen einstellt, die Frauenquote im Unternehmen hat sich auf 40 Prozent erhöht. Mitarbeiter können ihre Kinder mit zur Arbeit bringen, falls sie keine Betreuungsmöglichkeit finden und sich für ihre Kinder bis zu einer Woche zusätzlichen Urlaub nehmen.

Grund für die Veränderungen in der Personalpolitik der Firma waren die Nachwuchssorgen in der Werbebranche. Der Plan ist aufgegangen: An jungen Bewerbern mangelt es Asano Seihanjyo nicht mehr. Die Neuzugänge binden sich gern an die Firma.

Anschließend ist Zeit, sich gegenseitig Fragen zu stellen und unsere Gastgeber und wir nutzen diese Gelegenheit für einen regen Austausch. Es geht vor allem um die Themen Work Life Balance, Gleichberechtigung und Berufswechsel. Mich beeindruckt besonders, wie gut sich die Mitarbeiter von Asano Seihanjyo auf unseren Besuch vorbereitet haben, so dass sie gezielt Fragen zum deutschen Bildungssystem und der Möglichkeit von Berufswechseln stellen.

Die Personalpolitik von Asano Seihanjyo beeindruckt mich vor allem dadurch, dass sie das Individuum in den Mittelpunkt stellt. Gelebte Work Life Balance ist für mich definitiv die Verkörperung des großen Themas dieses Austauschprogramms.

Tagesbericht 6. Tag (20.11.17) – „Selbststudium“ (geschrieben von Michael und Melitta)

Michael

Asakusa – The Place to be. Fast alle Mitglieder unserer Delegation nutzen am Tag des Selbststudiums die Chance hierher einen Abstecher zu machen. Eintauchen in das Lebensgefühl der Stadt, Urban-Lifestyle – einmal richtig in Tokio ankommen. Nach den intensiven Eindrücken der letzten Tage, schreit der Kopf nach Ablenkung.

Viele haben sich mit freundlichen, ehrenamtlichen Guides auf den Weg zu den Highlights der Stadt gemacht und lassen sich von der Freundlichkeit der Japaner anstecken. Einige tapfere Einzelkämpfer erkunden die Stadt auf eigene Faust und lernen noch viele weitere eindrucksvolle Ecken der Stadt kennen. Ein paar von uns dürfen die fast grenzenlose Gastfreundschaft unserer japanischen Freunde genießen und erleben eine einmalige Tour durch die Stadt mit Keita; Asakusa liegt dabei natürlich auch auf dem Weg.

Zwischen Tatamimatten, Sake und dem Senso-Ji-Tempel fühlen wir uns wie angekommen und erleben einen grandiosen Tag. Nicht als Fremde, nicht als Touristen sondern als Teil der Stadt.

Bis weit nach Einbruch der Dunkelheit streifen wir durch Tokyo, jedoch im Hinterkopf bereits auch in dem Wissen, dass dies bereits einer unserer letzten Abende in der Hauptstadt sein wird. Doch Tokio lässt keine Zeit für Wehmut und verzeiht keine verlorene Zeit. Noch schnell jeden Moment aufsaugen, kein Fotomotiv verpassen und vor allem im Gewühl der U-Bahnen nicht verloren gehen.

Auch der Tokyo Tower darf natürlich nicht fehlen, um einen atemberaubenden Blick über die Stadt zu erhaschen.

In dem Wissen, dass uns weitere spannende Tage in Nagasaki bevorstehen steigen wir in die nächste Bahn, atmen tief die Luft der Stadt ein und fahren mit vollem Bauch und rund um glücklich zurück zum NYC.

 

 

Melitta

Heute ist unser Selbststudiumstag 🙂 natürlich haben wir uns auch darauf gefreut. Wir haben einmal die Möglichkeit uns Tokyo im Alltagsrausch anzusehen, ohne strickt gezurrt und getacktetes Programm.

Aber keiner von uns nutzt den Tag zum Ausschlafen, jeder hat sich gruppenweise oder auch allein auf den Weg gemacht. Die Auswahl ist kunterbund. Wir sind zu zweit unterwegs und besichtigen erst einmal den shintoistischen Tempel auf der anderen Seite unseres Parks. Dort treffen wir auf ein paar Einheimische und eine Tempeldienerin, die sich freut sich mit uns zu unterhalten und ihr eingerostetet Englisch aufzufrischen. Sie erläutert uns die Anlage und gibt uns einen flüchtigen Einblick in das Tempelleben und die Bedeutung der kleinen Talismane und dem hauseigenen Wappen.

Nach einem kurzen Abstecher nach Asakusa, das uns nach dem ruhigen, besinnlichen kleinen Einheimischentempel beinahe zu laut und voll erscheint, geht es zum gebuchten Stadtrundgang. Wir erhalten Einblick in die Kunst der japanischen Gärten, laufen durch ganz untouristischen Straßen, auf denen uns Kinder in Schuluniformen entgegen kommen, und besuchen auch einen buddhistischen Tempel, der seine kleinen Unterschiede zu Shintoistischen aufweist. Wir sind begeistert wie detailiert und liebevoll unsere Guides die Tour gestalten.

Danach geht es für mich am Abend noch in den Ryuryko-Park, weil mich das Konzept hinter japanischen Gärten sehr begeistert hat. Gerade wird der Park nach Sonnenuntergang in einer künstlerischen Installation farbig angemalt und immer wieder mit Musik hinterlegt. Das traditionelle Teehaus läd ein. Auch hier liegt ein Stück Japan.

Tagesbericht 5. Tag (19.11.17) – „Der schwere Abschied“ (geschrieben von Ahmet)

Der wundervollen Aussicht auf den Fuji bereichert unser Frühstück im Sakura Restaurant unserer Unterkunft in Tokyo. Anschließend startet der zweite Teil unseres Wochenendseminars mit der japanischen Delegation.
Nach einer kurzen Zusammenfassung des gestrigen Tages über die Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder,  starten wir mit dem neuen Thema „Private Ansichten – was wir in unserer Firma ändern möchten/würden“.
Eine Teilnehmerin hat die Idee eine Art Arbeitsablaufplan zu erstellen um neuen Mitarbeitern das Einarbeiten zu erleichtern.

Nach der Diskussionsrunde überlegen wir in einzelnen Gruppen, wie wir die Präsentation halten sollen. Wir beschließen uns eine Alterspyramide zu erstellen, welches die Probleme älterer und jüngerer Menschen behandelt bspw. der gegenseitige Respekt, und das Verständnis zur Technik.

Nach dem hastigen Mittagessen kommen alle wieder zusammen, um ihre Ergebnisse zu präsentieren.
Die erste Gruppe behandelt das Thema Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider Länder durch eine humorvolle schauspielerische Darbietung.

Die zweite Gruppe veranschaulicht durch eine tabellarische Form Respekt und Verständnis zwischen jung und alt.

Die dritte Gruppe behandelt das Thema der Geduld durch Sketche und die vierte Gruppe über den Informationsaustausch in der Ausbildung.

Nach den Präsentationen der Gruppen werden wir von der Delegationsleitung beider Seiten kommentiert und es wird festgestellt, dass wir mehr Gemeinsamkeiten haben als Unterschiede. Das überrascht uns alle .

Nach der Ansprache der ehemaligen Teilnehmer überreichen wir die Geschenke an letztere und die japanischen Delegationsmitglieder. Danach verabschieden wir uns leider nach zwei lehrreichen und tollen Tagen und hoffen auf ein Wiedersehen.

Anschließend sprechen wir noch in der deutschen Delegationen über das kommende Programm in Nagasaki (Abflug in drei Tagen) und freuen uns schon auf die neuen Erfahrungen.

Tagesbericht 4. Tag (18.11.17) – „Das lang ersehnte Wochenende“ (geschrieben von Barbara)

Nach den ersten Tagen mit vielen neuen Infos und Eindrücken nehmen wir den heutigen Vormittag her um das bisher Erlebte Revue passieren zu lassen. Den Vormittag wird ein Teil von uns, darunter ich, auch nutzen, um zusammen den Kaiserpalast zu besuchen. 

Gegen Mittag trifft die japanische Delegation in Tokio ein. Das Wiedersehen nach drei Monaten zaubert Freude in die Augen aller Teilnehmer des Austauschs.

Zunächst begrüßt der japanische Delegationsleiter die deutschen Teilnehmer. Anschließend wird in vier Kleingruppen diskutiert zum Thema: „Tradierung von handwerklichen Kompetenzen und Gesellschaft in der sich junge Menschen engagieren.“
Wir haben die Themen aus Ravensbrück vertieft und neue Aspekte besprochen.

Nach einem kalten japanischen Buffett mit Takuyaki, das unsere japanischen Freunde liebevoll für uns vorbereitet haben, machen wir Tokio in vier Gruppen unsicher. Das japanische Essen auf den Tatamimatten wird für mich ein besonderes Ereignis bleiben.

Tagesbericht 3. Tag (17.11.17) -„Hello Work – Besuch beim Arbeitsamt Tokyo“ (geschrieben von Elisa)

Nachdem wir in den vergangenen Tagen bereits die Arbeitsgewohnheiten der japanischen Arbeitnehmer kennen lernen durften, bekommen wir heute im Arbeitsamt „Hallo Work“ in Shibuya tiefere Einblicke in die Strukturen und Angebote der japanischen Arbeitsverwaltung.

Zunächst werden wir herzlich, u. a. von dem Leiter des  Arbeitsamtes, empfangen. Nach einem theoretischen Überblick tauchen wir direkt ins Tagesgeschäft ein. In einer Führung durch den Servicebereich sehen wir, wie die Kunden an den frei zugänglichen Computern nach Arbeitsstellen suchen und persönlich beraten werden.  Anschließend tauschen wir uns mit jungen Kollegen von „Hallo Work“ über unsere Einstellung zur Arbeit aus.  Es zeigt sich, dass auf auf beiden Seiten die Freude bei der Arbeit im Vordergrund steht.  Auch das Thema „work life balance“ sorgt in der gemeinsamen Fragerunde für regen und lustigen Austausch über unseren Arbeitsalltag und unsere Hobbies.
Für einige Delegationsmitglieder ist dieser Besuch ein ganz besonderes Highlight und erfüllt den großen Wunsch der sieben Teilnehmer die bei der Bundesagentur für Arbeit angestellt sind.
Es ist für uns eine Ehre, die deutsche Arbeitsverwaltung in einem Vortrag vorzustellen und gemeinsam Vergleiche zu ziehen.
Wir nehmen viele Informationen und Ideen mit nach Deutschland und vielleicht hinter lassen wir auch einige bei  „Hallo Work“ in Japan.
Auf einen heißen Tipp hin, gibt es zur Stärkung im Anschluss dann Yakitori und Oden. Es ist eine sehr gesellige Runde.

Tagesbericht 3. Tag (17.11.17) – „Der japanische Knigge“ (geschrieben von Haben)

Dass die japanische Gesellschaft für ihre sehr höfliche und ordentliche Umgangsweisen bekannt ist, war uns als Delegation bereits im Vorfeld bewusst. Durch unseren Workshop zur „Businessetiquette“ erleben wir am eigenen Leibe, was dies alles beinhaltet. Dazu stellt uns Frau Tsuchiya Yoshino, CEO der von ihr vor sieben Jahren gegründeten Firma Escareer AG, ganz praktische Beispiele vor. Damit wir dies in den nächsten Tagen anwenden können, üben wir ein paar Sequenzen.

Dazu gehören natürlich die Klassiker, wie die richtige Übergabe der Visitenkarte (mit beiden Händen), der richtige Grad bei der Verbeugung (15, 30 oder 45) und wie man sich passend am Arbeitsplatz kleidet (z.B. sehr ordentliche Kleidung, die Männer tragen keinen Bart).
Wir lernen aber auch neue und zum Teil für uns ungewöhnliche Aspekte kennen. So verabschiedet man sich nicht in den Feierabend mit einem einfachen „bis morgen“, sondern indem man sich „für das frühe Gehen entschuldigt“ (selbst wenn die reguläre Arbeitszeit schon überschritten ist). Man sollte bei den Kollegen vorher nachgefragen, ob man sie nicht bei ihrer Arbeit noch unterstützen könnte.

Darüber hinaus hat uns Frau Tsuchiya Yoshino die Schwierigkeiten für Frauen in der noch bis heute sehr traditionellen japanischen Arbeitswelt aufgezeigt. Dabei stellt die Probelmatik der erwarteten Überstunden (reguläre Arbeitszeit 40h/Woche + bis zu 25h/Woche) vor allem für Frauen mit Kindern eine sehr große Herausforderung dar, da so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Work-Life-Balance) kaum möglich ist.

Insgesamt ist das Kennenlernen von japanischen Arbeitspraktiken und der Businessetiquette auf großes Interesse innerhalb der deutschen Delegation gestoßen. Wir können feststellen, dass die Relevanz der Hierarchie in der deutschen Businessetiquette nicht ganz so stark verankert ist.

Tagesbericht 2. Tag (16.11.17) – Einführung in die japanische Arbeitswelt (geschrieben von Nora)

Der Tag beginnt mit einem traditionell japanischen Frühstück im neunten Stock unserer Unterkunft (National Institution for Youth Education) in Tokyo, das mit einem atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Fuji-san einhergeht. Gefolgt von einem kurzen Spaziergang in den Yoyogipark, der direkt an das Gelände angrenzt.

Gleich darauf werden wir in Form von einem Fachvortrag über das NIYC, die Entstehungsgeschichte, deren Arbeitsfelder und Ziele informiert. Nach einer kurzen Pause gehen wir über zum Thema „Förderung von Frauen am Arbeitsplatz“. Die Rednerin hofft darauf, dass der Wandel zur Akzeptanz von Frauen in Verwaltungsaufgaben weiter fortschreitet, da es aktuell nur 9,9% im NIYC sind, Ihr Ziel aber 15% sei. Erstaunlich fand ich, dass es in Japan eine Plakette für Unternehmen gibt, die deren „gesunde Arbeit“ bestätigen soll. Es müssten bestimmte Kriterien erfüllt werden um diese Plakette zu verdienen und sich somit als attraktiver Arbeitgeber auszuzeichnen.

Das dritte wichtige Thema am dritten Tag unserer Reise ist die Arbeitergesellschaft Japans, deren Strukturen und Charakteristika. Herausstechend hier sind die langen Arbeitstage und vergleichsweise wenigen Urlaubstage. In Japan wünscht sich 35% der Bevölkerung, nach dem 65. Lebensjahr weiterhin zu arbeiten, in Deutschland sind dies lediglich 8,6%. In Japan verläuft der Weg in das Berufsleben über die Wahl eines Unternehmens, nicht primär einem Berufsfeld, wie das in Deutschand üblich ist. Ein späterer Wechsel innerhalb der Branche, besonders zwischen großen Unternehmen, ist ein Tabuthema. Lediglich in den letzten Jahren schreitet das Headhunting etwas voran, jedoch nur auf Vorstandsebene.

Zusätzlich zu den Fachvorträgen bekommen wir eine Führung durch die Büroräume des NIYC und verbringen im Anschluss das Mittagessen in geselliger Runde mit ein paar Mitarbeitern. In regem Austausch genießen wir die japanischen Köstlichkeiten – ob süß oder herzhaft, es ist für jeden etwas dabei…

So, jetzt ist es 20:15 Uhr. Wir gehen jetzt in den verdienten Feierabend 😛 ihr hört aber bald wieder von uns.