Nach einem frühen Start sind wir heute in den Stadtteil Taito gefahren, der für sein Handwerk bekannt ist – insgesamt gibt es in Japan ca. 250 staatlich registrierte Handwerkskünste, von denen über die Hälfte in Taito vertreten ist. Dort besuchen wir eine Ausstellung zum Thema Handwerk und besichtigen einen bekannten tokioter Jalousienmacher in seiner Werkstatt.
Im kleinen Museum können wir uns einige traditionelle und zeitgenössische Möbel, Schmuck, Zierpuppen sowie Haushaltsartikel wie Bürsten, kunstvolle Reiben und Messer ansehen. Die Vielfalt an Objekten führt bei einigen zu einer Erweiterung der Einkaufsliste – bei den handwerklich Begabten unter uns gibt es bereits Nachbauideen.
Durch die kleinen Straßen des Handwerkerbezirks mit Lampions und Ladenschildern laufen wir dann zur Jalousinen-Werkstatt, wo der Besitzer und Meister Besitzer seine traditionellen Jalousien – die sogenannten Sadure – herstellt.
Bereits von außen können wir die kunstvollen Bambus- und Schilfrohrjalousien mit filigranen Mustern bewundern.
Drinnen zeigt er uns, wie er gemeinsam mit seinem Vater und einem weiteren Jalousienmacher die Sadures von der Materialbeschaffung, über das Spalten des Bambus, bis hin zum Aneinanderflechten der einzelnen Stäbe von Hand fertigt.
Auf Handarbeit setzt der Betrieb bereits seit seiner Gründung vor 150 Jahren. Einige der Gewichte sind bereits über 100 Jahre alt und wurden in seiner Familie weiter gereicht. Der Bambus, so erzählt er uns, werde bei ihm immer noch mit der Hand gespalten, um die Fasern nicht zu beschädigen. Um als traditioneller Handwerker in einem immer internationaleren Markt mit immer günstigerer Konkurrenz überleben zu können, müssen seine Produkte vor allem eins: sich in ihrer Qualität deutlich von den anderen unterscheiden. Gut gefertigte Bambussadures überstehen mehr als 100 Jahre, wenn sie gepflegt werden. Nur die Schnüre müssen ab und an ausgewechselt werden.
Nicht viele interessieren sich heute noch für eine Laufbahn im traditionellen Handwerk, oder sie wissen nicht viel darüber. Deshalb laden der Handwerkermeister und sein Vater immer wieder Jugendliche und Schulklassen ein, um ihnen ihren Beruf vorzustellen. Ein Junge kommt bereits regelmäßig vorbei um ihnen zuzuschauen und zu lernen. Aber auch wenn es Fördergelder für die Ausbildung gibt – einen sicheren Arbeitsplatz oder eine Übernahme kann ein kleiner Betrieb in einer sich wandelnden Branche derzeit nur schwer bieten. Die Ausbildung selbst dauert etwa 5 bis 6 Jahre, in denen jeder Auszubildende seinen Weg finden soll.
„Jede Hand ist anders, deshalb muss jeder seine eigene Technik finden„, sagt der Meister. Vorgegeben wird nur das Ergebnis: eine traditionell gefertigte „Sadure“ aus natürlichem und hochwertigem Material. Außerdem will er eine Anleitung für die Herstellung anfertigen – damit das Wissen um Tradition und Handwerk nicht verloren geht.