Heute ist es endlich soweit: nach zwei intensiven Vorbereitungswochenenden und einer anstrengenden Planungsphase startet unsere Delegation in Richtung Japan.
Ein paar von uns treffen sich bereits in Köln zur gemeinsamen Weiterfahrt in Richtung Frankfurt. Im Zug stoßen wir auf die Reise an und zelebrieren das erst einmal letzte gemeinsame deutsche Frühstück.
In Frankfurt tauschen wir letzte Hinweise zum Bordgepäck aus und verteilen unsere Gastgeschenke und Delegations-T-Shirts auf unsere Koffer. Nachdem sich lle Mitglieder der Delegation in Frankfurt am Flughafen eingefunden haben, kann es endlich losgehen.
Schon während des Fluges stimmt uns die Fluggesellschaft mit typisch japanischen Spezialitäten wie Sōmen (kalte Nudeln, die mit einem Dip aus Sojasoße gereicht werden) und japanischen Milchbrötchen auf unser Reiseziel ein. Hier haben wir auch noch einmal die Gelegenheit, das Essen mit Stäbchen zu üben.
Im Flughafen Tokyo Haneda angekommen, hält dieser auch schon eine weitere Überraschung für unbedarfte Europäer bereit: der Toilettengang gestaltet sich ungewohnt schwierig in Japans Hightech-Toiletten, die statt Klopapier mit einem Wasserstrahl arbeiten und hierfür eine Unmenge an verschiedenen Tasten und Funktionen bereithalten. Aber auch diese Hürde wird erfolgreich gemeistert.
Und nun heißt es: Japan wir kommen und sind gespannt was uns noch erwarten wird!
Ankunft und Orientierung
Nachdem wir dann unsere Koffer gefunden hatten und gut durch den Zoll gekommen waren, wurden wir auch schon herzlich abgeholt. Bei der Busfahrt Richtung Hotel konnten wir schon erste Eindrücke von Tokyo sammeln.
Zeit zum Ausruhen bleibt aber im Hotel nicht. Kaum angekommen erhalten wir zwar die Zimmerschüssel und werden begrüßt, aber kurz darauf wird uns das Programm der nächsten Tage auch schon erläutert. Auch ein Rundgang über das Gelände und durch die wichtigsten Straßen durfte nicht fehlen.
Anschließend gehen wir in kleinen Gruppen das Abendessen in den Lokalen der Straße oder im 7/11 besorgen.
Nach einer Abschlussrunde wurden dann gemeinschaftlich fleissig die Geschenke für unsere Gastgeber eingeteilt und eingepackt.
Die Menge an Süßigkeiten ist wirklich gewaltig!
Erschöpft, aber sehr froh hier zu sein, genießen wir in Grüppchen die Freizeit.
Unser Vorbereitungsseminar im Oktober steht anfangs unter keinem guten Stern. In der Nacht zuvor hat ein Sturm über Berlin gewütet und etliche Züge verspäten sich oder sind ganz ausgefallen. Besonders schlecht läuft es für unsere Delegationsmitglieder, die mit genau diesen nach Berlin fahren. Zum Start des Vorbereitungstreffens um 15 Uhr fehlt noch immer knapp die Hälfte der Delegation. Besonders schlimm trifft es unsere zugfahrende Nora, die mit erkälteter Nase wieder heimkehren muss bevor sie überhaupt in Berlin eintreffen konnte. Wir wünschen dir gute Besserung, Nora!
Immerhin gibt es auch noch etwas Positives. Wir lernen Haben kennen, und später am Abend auch Constanze; die letzten beiden aus unserer Delegation, die leider beim Treffen in Ravensbrück nicht dabei sein konnten.
Wir warten noch eine Weile und stärken uns mit Kaffee, Tee und Kuchen, dann aber fangen wir an.
Sehr herzlich empfängt uns Frau Bosse, die Generalsekretärin des Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin (JDZB). Sie stellt uns das JDZB vor, die Angebote, die das Haus bietet, und gibt uns einen kleinen Überblick über die Austauschprogramme mit Japan. Immer wieder betont sie, wie wichtig solche Austausche sind, tragen sie nicht nur zum gegenseitigen Verständnis bei und zur persönlichen Entwicklung, sondern können auch gesellschaftliches Umdenken bedingen. Sie bedankt sich bei uns, denn die Austausche leben vom Interesse und dem Engagement der Teilnehmer. Wir wiederum danken dafür, dass wir Teil dieses Abenteuers sein dürfen.
Hitomi und Nauka, unsere beiden – stets geduldigen 🙂 – Betreuerinnen im JDZB, hatten zwar keine weite Anreise, hatten aber durch den Sturm dennoch alle Hände voll zu tun.
Unsere Fotobeauftragte testet die Kamera.
Durch das späte Eintreffen mancher unserer Zugfahrer mussten sie unser Wochenendprogramm umstellen, damit alle an den wichtigsten Punkten teilnehmen können. So verschieben wir unseren kleinen Basic-Japanischkurs auf den nächsten Tag und starten in das interkulturelle Training mit einer essentiellen Frage:
„Was ist Kultur?“
Wir sammeln Begriffe, die unserer Meinung nach Kultur ausmachen und debattieren darüber wie sichtbar sie sind. Danach überlegen wir uns was eigentlich typisch deutsch und typisch japanisch ist. Zum Schluss spielen wir ein Spiel, das uns erleben lässt wie es ist, wenn jemand seine eigene Kultur in unsere einbringt.
Der Tag ist geschafft und wir gehen bereits jetzt wie eine Delegation gemeinsam ins Hostel zum Check-In. Wir stoßen auf die letzten Verspäteten. Nach einem langen Tag und der nervenaufreibenden Anreise erkunden wir erst einmal Berlin rund um unser Hostel und lassen den Abend mit exotischen Getränken wie einem Mango Lassi ausklingen.
Samstag, 7. Oktober 2017 (Mareike)
Nach dem Frühstück machen wir uns wieder auf zum JDZB, damit wir alle weiteren wichtigen Infos erhalten. Zunächst erfahren wir einiges über unser Gastgeberland Japan.
Mit Kaffee und Wasser in den langen Tag!
Da wir uns während unserer Reise viel mit der japanisches Arbeitswelt und dem Bildungs- und Ausbildungssystem beschäftigen werden, tauchen wir in die Materie ein. Wir merken, dass sich das klassische Arbeitsbild in Japan langsam wandelt. Mit diesen Infos können wir uns prima auf unseren Aufenthalt und Aufgaben vorbereiten und auch aus erster Hand erfahren wie weit dieser Wandel fortgeschritten und bei der japanischen Jungend schon spürbar ist. Wichtig sind in dem Zusammenhang auch aktuelle politische Themen. Gerade die Energiepolitik im Hinblick auf Atomstrom erlebt immer Auf‘s und Ab‘s: zeitweise wird sich sehr für erneuerbare Energien eingesetzt. Je nachdem, wer gerade die Regierung bildet, setzt man sich mehr oder weniger bis gar nicht für das Thema ein. Ein ständiger Begleiter Japans bleiben auch die Territorialkonflikte mit China und Korea.
Endlich erhalten wir auch das Programm, welches uns in Japan erwartet. Im November werden wir 7 Tage in Tokyo, einige Tage in Isahaya und die restliche Zeit in Nagasaki verbringen. Vor Ort besuchen wir unter anderem einen Businessworkshop, erhalten einen Einblick in die Produktion unterschiedlicher Firmen, treffen unsere Freunde aus der japanischen Delegation und –wahrscheinlich für alle am Aufregendsten- werden ein Wochenende in einer Gastfamilie verbringen.
Wer ein fremdes Land besucht, möchte sich auch verständigen können, oder wenigsten die wichtigsten Sätze aussprechen können. Jeden Gastgeber freut es, wenn man ihn in seiner Sprache begrüßen oder sich bedanken kann. Also üben wir fleißig kon-nischiwa (= guten Tag) und arigato (= Danke). Für uns Europäer ist die japanische Sprache sehr ungewohnt, aber dennoch macht es viel Spaß japanische Sätze zu üben. Wir erhalten noch ein kleines Wörterbuch für die Tasche, es kann also nichts mehr schief gehen ;-).
Einige Teilnehmer aus dem letzten Jahr besuchen uns und geben ihre Erfahrungen weiter.
Die Ehemaligen aus 2016 geben uns Tipps.
Sie machen uns auf bestimmte Situationen aufmerksam, die uns in Japan begegnen können. Da die Japaner ein sehr höfliches und aufmerksames Volk sind, werden sie alles daran setzen ihren Gast glücklich zu machen. Die japanische Geschenkekultur haben wir ja schon ein wenig im August kennengelernt. Wenn wir von hübschen Dingen schwärmen, kann es passieren, dass man dies dann auch geschenkt bekommt. Hier gilt also Zurückhaltung.
Wichtig für die zwei Wochen ist natürlich auch das Gepäck. Dementsprechend gibt es eine Einheit „Ich packe meinen Koffer …“ – was muss unbedingt mit?, was kann auch zu Hause bleiben?, wie bekomme ich die Gastgeschenke unbeschadet transportiert?.
Zudem zeigen uns die Drei Fotos ihres Aufenthaltes in Japan, was die Vorfreude weiter steigen lässt.
Den Abschluss des Abends bietet das Abendessen „Sushi für Anfänger“. Es ist ein tolles Buffet mit unterschiedlichen Sushi-Portionen aufgebaut. In Japan wird mit Stäbchen gegessen, deshalb erhalten wir eine Einführung. Und dann schlemmen wir. Auch wenn diese Form von Besteck für uns ungewohnt ist und der eine oder andere noch etwas üben muss, wird jeder satt. Wir freuen uns schon die japanische Küche weiter kennenzulernen.
Nach der Klärung von organisatorischen Dingen, machen wir uns auf dem Weg zum Hostel, wo sich einige von uns noch gemütlich zusammensetzen.
Unser Schlemmerbuffet – lecker!
Sonntag, 8. Oktober 2017 (Melitta)
Am Sonntagmorgen ist das Vorbereitungsseminar fast zu Ende.
Unser Programm in Japan <3 (gelbes Blatt)
Trotzdem nutzen wir die letzten gemeinsamen Stunden, denn es ist noch viel zu klären. Wer bringt welches Geschenk für wen mit? Wer kann Kleinigkeiten für die in-petto-Geschenke mitbringen? Wer besorgt SIM-Karten, damit wir auch in Japan noch kostengünstig in Kontakt bleiben können?
Liste über Liste hängt an der Eingangstür aus.
Schließlich einigen wir uns auch auf das Wichtigste: unser Kulturbeitrag. Wir nutzen auch gleich die Gunst der Stunde und üben gemeinsam und haben Spaß dabei. Wir hoffen, die Japaner haben mindestens genauso viel Vergnügen, wenn wir unseren großen Auftritt haben.
Danach sind wir geschafft. An einem Wochenende haben wir viele noch offene Fragen geklärt, Aufgaben verteilt und uns noch besser kennen gelernt.
Zum Schluss moderieren Hitomi und Nauka die Abschlussrunde, die ursprünglich als Einstiegsrunde am Freitag gedacht war. Jeder von uns soll überlegen, was wir von uns als Gruppe erwarten, was wir uns von Ulrike, unserer Delegationsleiterin, wünschen und gegen welche Befürchtungen es anzugehen gilt. So unterschiedlich wir auch sind, so kristallisiert sich heraus, dass wir als Gruppe auftreten und zusammenhalten wollen, auch wenn wir uns nicht immer einig sind und uns eine Reise bevorsteht, die nicht immer entspannt verlaufen kann.
Als wir uns verabschieden und jeder seinen Weg nach Hause antritt, geht uns ein gemeinsamer Gedanke durch die Köpfe: nur noch ein Monat und eine Woche!
Vom 11.-13.August fand das Homestay bzw. Gastfamilienwochenende der japanischen Delegation in Deutschland statt. Meinen Gast hatte ich bereits beim Wochenendseminar in Ravensbrück kennengelernt und so blickte ich voller Vorfreude auf ein weiteres gemeinsames Wochenende. Nachdem wir ihn am Freitag in Erfurt abgeholt hatten, zeigte ich ihm abends noch die Chemnitzer Innenstadt. Besonders angetan war er dabei vom Kassberg, einem Viertel aus der Gründerzeit. Natürlich durfte auch der Besuch des Karl-Marx-Monuments nicht fehlen. Als wir beim Abendessen über Schnitzel und Kartoffelsalat saßen und nebenbei unser Japanisch- bzw. Deutschbuch aufgeschlagen hatten, platzte es plötztlich aus ihm heraus: „Das ist mein Gastgeschenk!?“ und er stellte einen großen Beutel auf den Tisch, der für allgemeine Begeisterung sorgen sollte.
Da die japanische Delegation während ihres Besuchs in Deutschland bereits ein umfangreiches Programm absolviert hatte, verbrachten wir einen entspannten Tag mit Basketball, Rudern und einem Besuch in den Kunstsammlungen. Den Abend ließen wir dann in der ein oder anderen Kneipe ausklingen.
Am Sonntag ging es früh zurück nach Erfurt, um rechtzeitig zur Auswertungsrunde zurück zu sein. Dabei präsentierten die Teilnehmer aus Japan, was sie während ihres zweiwöchigen Aufenthaltes in Deutschland alles gelernt haben – und welche Erfahrungen sie auch bei sich zu Hause integrieren wollen. Besonders auffällig dabei war, dass sich im Rahmen des Themas „Work-Life-Balance“ viel um die Arbeitnehmerrechte und deren gründlichere Wahrnehmung drehte. So wird in Japan beispielsweise durchschnittlich 50% des dem Arbeitnehmer rechtlich zustehenden Jahresurlaubs tatsächlich in Anspruch genommen. Hier wollten zahlreiche Teilnehmer zu einem Bewusstseinswandel beitragen. Am Abend war noch die Sayonara- („Auf-Wiedersehen-“) Party in der Engelsburg. Gastgeber und Gäste konnten sich wunderbar austauschen und einen japanischen Kulturbeitrag genießen. Nach wie vor bin ich fasziniert davon, wie gut wir uns trotz eingeschränkter gemeinsamer Sprachkenntnisse verständigen konnten.
Endlich war es soweit. Das homestay-Weekend vom 11.-13.08.2017 war nach dem tollen Kennenlern-Wochenende in Fürstenberg/ Havel das nächste Highlight mit der japanischen Delegation.
Viele Überlegungen, Planungen und erster E-Mail-Austausch gingen voraus, um möglichst allen Wünschen unseres Gastes, Ayame, nachzukommen, auch wenn sie schon zum fünften Mal Deutschland besucht. Was bereits frühzeitig bekannt war, dass Ayame als Lehrerin, gern mehr über deutsche Schulen sowie den Alltag von Lehrern und Schülern kennenlernen wollte. Umso besser passte es, dass die Schuleinführung unserer Nichte bevorstand.
So hatten wir ein wenn auch volles, doch sehr geselliges, lustiges und erlebnisreiches Wochenende mit vielen Programmpunkten. Und selbstverständlich wurde alles fotodokumentiert 🙂 .
Freitag, 11.08.2017
Ankunft in Eisenach gegen 15:30 Uhr, kurzes Verschnaufen für Ayame bei Kaffee und Kuchen. Dann ging es schon in die Schule meines Partners zu einer persönlichen Führung durch die historischen Schulräume des Gymnasiums. Interessant war dabei die direkte Gegenüberstellung mit japanischen Schulen.
Zum Abendbrot hat Ayame ein typisch japanisches Essen für uns und drei weitere Freunde zubereitet, welches für uns zwar durch den Mix aus Kartoffeln mit Nudeln ungewöhnlich, aber doch sehr lecker war. Begeistert und überaus dankbar waren wir zudem von der Vielfalt, Menge und Qualität der Gastgeschenke (für jeden!), welche für viel Unterhaltungsstoff am Abend sorgten. Für ein Fotoshooting schlüpften die Damen dann noch in den weit gereisten Yukata von Ayame.
Samstag, 12.08.2017
Statt langem Ausschlafen begann der Tag mit einem leckeren, deutschen Frühstück bereits zu früher Stund‘, um pünktlich 10 Uhr bei der Schuleinführung zu sein. Die vielen schick gekleideten Schulanfänger mit ihren kindshohen Zuckertüten zu sehen, eine weitere Schulführung und die herzliche Aufnahme in unsere Familie machten den Tag für Ayame ganz besonders. Aufgrund ihres sehr guten Deutschs und Englischs gab es auch keinerlei Berührungsängste mit den 20 Gästen und wir hatten viel Spaß zusammen beim Musizieren, Origami falten und bei angeregten Unterhaltungen.
Einen Klassiker wollten wir Ayame nicht vorenthalten und so besuchten wir noch die Wartburg am Abend, mit Turmbesteigung und Blick über den Thüringer Wald sowie kleinem Exkurs über die deutsch-deutsche Geschichte.
Sonntag, 13.08.2017
Wir trotzten dem Regen und wanderten durch die Drachenschlucht bei Eisenach, bevor es mit dem Zug zurück in die Landeshauptstadt ging. In kürzester Zeit bereitete dort die japanische Delegation alle neu gewonnenen Erkenntnisse des Deutschland-Programmes in einer Abschlusspräsentation auf. Krönender Abschluss war die Sayonara-Party am Abend mit den Gastfamilien, ehemaligen Programmteilnehmern, Engagierten usw. Die sportive Tanzeinlage der japanischen Delegation begeisterte alle Anwesenden und so brach das Eis schnell. Bei geselligem Beisammensein klang die erlebnisreiche Zeit aus und die aufkommende Trauer über den Abschied wurde schnell zur Vorfreude auf das baldige Wiedersehen im November.
vl.n.r.: Ayame (jap. Delegation 2017), Isabell (dts. Delegation 2017), Richard (Partner v. Isabell) vor dem Meininger Stadtschloss
Ein großes Dankeschön an alle am Programm so fleißig Engagierten, dass ihr uns diesen Kulturaustausch ermöglicht! Ihr seid klasse!
Für mich war die Führung durch die Gedenkstätte Ravensbrück eine besondere Erfahrung. Es war mein erster Besuch eines ehemaligen Konzentrationslagers überhaupt.
Die Führung beginnt in der Früh, vor dem größten Gebäude des Jugendherbergengeländes. Wir sind noch etwas verschlafen, weil – wie es eben nun einmal so ist mit jungen Menschen in Jugendherbergen – die vorherige Nacht doch recht kurz war. Aber die Sonne scheint und der Himmel ist sommerblau.
Die Führung beginnt mit Sonnenschein
Ich bin gespannt, denn ich bin eine der wenigen, die noch nie eine KZ-Gedenkstätte besucht haben. Uns erwartet Angi, die schon seit 15 Jahren pädagogisch in der Gedenkstätte arbeitet. Es erfolgt gleich die Aufforderung uns noch einmal umzuschauen auf dem großen Hof der Ansammlung von Häusern, in denen wir untergebracht sind, Mädchen im Haus „Linde“, Jungs im Haus „Weide“. Uns allen wird etwas mulmig als sie uns offenbart, dass wir in genau den Räumen geschlafen haben, in denen vor 60 Jahren die Aufseherinnen des ersten und einzigen Frauen-KZs gewohnt hatten.
Sie führt uns an dem Hügel vorbei, auf dem eine breite Treppe hinauf zu einem weiteren Haus führt. Das sieht schon weniger nach Jugendherbergenunterkunft und viel mehr nach Einfamilienhaus aus. Das Einfamilienhaus auf dem kleinen Erdhügel, das auch wirklich eines war, versinnbildlicht die Machtstruktur der KZs. Im Frauen-KZ arbeiteten ausschließlich nichtjüdische Frauen als Aufseherinnen, die eine an Absolution grenzende Macht auf die inhaftierten Frauen ausüben konnten, aber selbst über der Oberaufseherin stand ein Mann. Ein General des NZ-Regimes wohnte mit seiner Familie in dem Haus auf dem Hügel. Den Aufseherinnen war männlicher Besuch untersagt.
Das nächste Mal bleibt Angi vor einem breiten Gebäude stehen, die letzte Station vor dem KZ selbst. Sie kann dokumentierte Geschichten erzählen. Von der chinesischen Diplomatentochter, die inhaftiert wurde, weil sie Juden zu falschen Pässen und Ausreisepapieren verholfen hatte oder der kleinen Lisbeth, die als Vierjährige zusammen mit der Mutter verhaftet und hierher verschleppt wurde und die nach der Befreiung des KZs nichts weiter über sich sagen konnte als ihren Namen. Erst im Erwachsenenalter war es ihr endlich möglich den Vater ausfindig zu machen, der das KZ ebenfalls überlebt hatte. Das Frauen-KZ war nicht nur dazu da Jüdinnen einzusperren und zu brechen, sondern auch andere Frauen, die als für die Gesellschaft untauglich galten, wie politisch aktive Gegenspielerinnen, Romafrauen, Frauen mit Schwangerschaftsabbrüchen oder Frauen, die als „arbeitsscheu“ galten. Genauso wie Kinder von verhafteten Frauen, für die keine andere Unterkunft gefunden werden konnte, und die kurzerhand mitinhaftiert wurden. Eine eigene Sträflingsnummer inklusive.
Aufseherin: „Du kannst das nicht! Du bist so ungeschickt und dumm!“
Dann ist es so weit. Wir laufen an einem löchrigen Stück Mauer vorbei und betreten das ehemalige KZ. Ich hatte die Vorstellung gehabt, die Geschichte dieses Ortes sei so alt, inzwischen müsste sich die Natur die mit Stacheldraht eingezäunte Fläche zurückerobert haben. Gras, Blumen, Gestrüpp müsste dafür gesorgt haben, dass diese Seite des Zaunes ähnlich aussieht wie die andere. Aber der Ort ist genauso hässlich wie seine Geschichte.
Der Boden besteht aus aufgeschütteten grauschwarzen Steinen. Außer ein paar heruntergekommenen Häusern an der Seite steht hier nichts. Der Anblick erinnert mich an eine angefangene und ignorierte Baustelle. Nur ein paar Bäume bilden eine Art Allee und passen gar nicht ins unattraktive Landschaftsbild.
In den Vertiefungen standen die Baracken
Angi erzählt uns die Geschichte der Bäume und der tiefergelegenen, länglichen Vierecke in den Steinen. Am Anfang war das KZ mit ein paar tausend Häftlingen belegt, zum Ende hin mit 35.000. Wir sind etwas erschrocken. Wir sehen uns die tiefergelegten Flächen an, die wir vor uns haben. Jedes gerade so breit, dass sich vielleicht vier von uns mit ausgestreckten
Armen nebeneinander stellen können, vielleicht zehn an der Längsseite. Hier schliefen, wuschen, kleideten sich in Baracken zu „guten“ Zeiten 200 Frauen und Mädchen, in „schlechten“ Zeiten über 1.000. Bis zu sechs Frauen mussten sich ein einziges Bett teilen.
Aufseherin: „Du verweigerst die Arbeit! Du bist faul!“
Der Tag der inhaftierten Frauen und Mädchen begann früh, schon vor 4 Uhr morgens, mit stundenlangem Stillstehen in Reihen, damit der Zählappel der Aufseherinnen von statten gehen konnte. Dabei war es völlig egal wer jung oder alt, wer krank oder gesund, wer hungrig oder weniger hungrig war. Wer nicht still auf den Beinen stand wurde bestraft. Wer seiner Erschöpfung erlag oder die Bestrafung nicht überlebte wurde bis zum Ende liegen gelassen.
Der restliche Tag bis zum nächsten Zählappel bestand aus Arbeit. Hierbei diente die Arbeit nicht immer als Beitrag zur Verschönerung der Ortschaft – wie die Allee der Bäume – sondern durchaus auch als Kontroll- und Erniedrigungswerkzeug. Angi wird uns gleich noch die „Steinrolle“ zeigen, ein Gestell aus Eisen, mit dem die Inhaftierten wie Zugpferde eine mehrere Tonnen schwere Walze aus Stein hinter sich herziehen mussten um den Boden zu glätten. Die unter den gefangenen Frauen unbeliebteste und gefährlichste Aufgabe. Die Arbeit an der Steinwalze war für die schwachen und ausgehungerten Frauen nicht nur extrem schwer, sie fand zu jeder Wetterbedingung statt und die Aufseherinnen bestimmten ob die Walze von zwanzig oder nur von zehn Frauen gezogen wurde. Tödlich konnte die Arbeit für diejenigen verlaufen, die während des Ziehens zusammenbrachen, denn wenn die Aufseherinnen bestimmten, dass die Arbeit nicht unterbrochen werden durfte, dann wurden die inhaftierten Frauen ungewollt ebenfalls zu Mörderinnen.
Auch wenn es sich paradox anhört, die gemeinsame Haft schweißte die Frauen nicht immer zusammen. Das wenige Essen, das aus Brot und Kohlsuppe zum Frühstück und Abendessen bestand, das stundenlange Stillstehen, die harte Arbeit, der enge unhygienische Raum, der es Parasiten wie Läuse und Krätze und Krankheiten wie Typhus leicht machte, der extreme Stress, ausgelöst durch die andauernde Todesangst und die ständigen Erniedrigungen, trieben die Frauen nicht nur in den Tod sondern auch in einen gnadenlosen Überlebensmodus. Die Inhaftierten waren den Aufseherinnen gänzlich ausgeliefert, von deren willkürlichen Ermessen hing alles ab.
Aufseherin: „Du bist unverschämt! Du bist ein frecher und böser Mensch!“
Die Schneiderei zeigt heute Ausstellungen zum Thema
Unsere Führung geht weiter, über den Weg, den die Steinwalze hinterlassen hat, hin zu einem großen Gebäude. Die ehemalige Schneiderei, wie uns Angi erklärt. Eine der begehrtesten Arbeiten war die als Schneiderin. Auch unter den Umständen, dass die Inhaftierten die Uniformen für ihre Unterdrücker nähten oder sie verprügelt werden konnten, wenn der Aufseher der Schneiderei, der einzige Mann auf dem Gelände, einen seiner Wutanfälle hatte. Aber die Aufgaben waren nicht nur auf das Lager beschränkt. Akribische Dokumentationen beweisen, dass große Firmen wie Siemens sich die kostenlosen Arbeitskräfte aus dem Lager ausliehen um Aufgaben zu erledigen, die man den eigenen Mitarbeitern nicht zumuten wollte und die durchaus mit giftigen Substanzen zu tun hatten.
In uns kommt die Frage nach den Aufseherinnen auf. Die Angst und der Überlebenskampf der inhaftierten Frauen erscheint uns verständlich, aber was treibt die Aufseherinnen dazu an über die menschenunwürdigen Bedingungen, die Erniedrigungen und die Ermordungen nicht nur hinweg zu sehen sondern diese auch aktiv zu bedingen. Angi erklärt uns die Schulungen der Aufseheranwärterinnen. Abgesehen von der alltäglichen Propaganda besuchen die Aufseherinnen Vorbereitungsseminare, in denen das Gedankengut der Nationalsozialisten gefestigt werden soll und in denen gezielt die Inhaftierten entmenschlicht werden. Hinzu kommen die attraktiven Bedingungen wie ein eigenes Zimmer und ein Lohn, der den einer Fabrikarbeiterin weit übersteigt. Die beste Werbung für neue Aufseherinnen sind die Aufseherinnen selbst, die sich von den besseren „Arbeitsbedingungen“ locken lassen und diese an ihre Freundinnen und Bekannten weitergeben. Und schließlich ist es die beinahe uneingeschränkte Macht über andere, die für Arbeiterfrauen eine völlig neue Erfahrung war. Mit Statements wie diesen wurden die unwürdige Behandlung und die Bestrafungen legitimiert:
Aufseherin: „Du stinkst und du bist schmutzig!“
Die Nachkriegszeit gibt ihnen Recht: von den 3.500 Aufseherinnen, die bis zur Befreiung im KZ gearbeitet hatten, wurden nur 70 angeklagt, davon 30 verurteilt.
Die Führung endet schließlich außerhalb des KZs; beim Krematorium. Hier wurden unter strenger Aufsicht die toten Inhaftierten von lebenden Inhaftierten verbrannt und die Asche für ein hübsches Rosenbeet genutzt. Von hier aus kann man die Stadt Ravensbrück am gegenüberliegenden Ufer des Sees erahnen, genauso wie von der Stadt aus der Rauch aus dem Schornstein stetig zu sehen war. Menschen, die über die Grausamkeiten im KZ hinweggesehen und sich beteiligt hatten, müssten noch heute dort leben. Es passt zusammen wie ein Zahnrad: Zuschauer, kleine Akteure und Täterinnen.
Oli testet das Gewicht der Steinwalze
Angi stellt uns eine Aufgabe. Wir werden in Gruppen aufgeteilt und sollen uns zwei Fotomotive wählen und dann allen vorstellen. Wir wählen Motive aus, die uns inkludieren. Wir knien in unterschiedlichen religiösen Gebetshaltungen vor dem Blumenbeet, wir stellen das Machtgefälle zwischen Oberbefehlshaber, Aufseherinnen und Gefangenen nach, wir stecken die Unterkunft der Inhaftierten mit unseren eigenen Körpern ab um deren Größe zu erfassen. Angi ist stolz auf uns, weil wir den Mut haben uns selbst auf den Bildern zu verewigen und so den Fotos Leben einhauchen, schließlich ist ein KZ ein toter Ort. Es wirkt makaber.
Sie erzählt davon wie schwer es manches Mal ist die Gedenkstätte so zu erhalten wie sie ist. Die politische Führung der DDR hätte die Gedenkstätte gerne als Werbung für den Sozialismus genutzt, der jetzige politische Fokus möchte über Menschenrechte sprechen.
Wir wollen hier nicht von Menschenrechten erzählen, wir reden über Menschenrechtsverletzungen. Das ist Angis Statement.
Auch nach der Führung, des „Fotospaziergangs“ und der Fragerunde mit Angi hänge ich meinen Eindrücken des ehemaligen KZs noch etwas nach. Ich frage Akiko ob sie in Japan auch solche Gedenkstätten haben. Auch in Japan gab es Zeiten, in denen unvorstellbar grausame Menschenrechtsverletzungen legitimiert stattfanden. Nein, sagt sie. Gedenkstätten, die die Täterschaft der eigenen Bevölkerungen veranschaulichen gibt es nicht, nur die für die eigene Opferrolle, wie das Denkmal für die Toten von Hiroshima.
Ich muss an Angis Statement denken. Völlig egal wo Menschenrechte verletzt wurden, wichtig ist es doch sich daran zu erinnern, um diese Fehler nie mehr zu wiederholen.
Die japanische Delegation erlebte im August 2 Wochen lang Deutschland, unsere Kultur, Arbeitsmoral, Kulinarik und vieles mehr. Ein Wochenende verbrachten sie gemeinsam mit uns (der deutschen Delegation) in einer Holocaust-Gedenkstätte in Ravensbrück, dem ehemaligen und einzigen Frauenkonzentrationslager Deutschlands.
Gemeinsam trafen wir uns in Berlin an dem Hotel, in dem die Japaner die letzten Tage verbracht hatten und machten uns dann gemeinsam mit dem Bus auf den Weg nach Ravensbrück. Bereits vor dem Hotel und besonders im Bus wurden die ersten Kontakte geknüpft, Gespräche geführt und Bilder gezeigt.
Nach der Ankunft in Ravensbrück und direkter Zimmerzuteilung wurden die Zimmer bezogen und im Anschluss einige Kennenlernspiele gespielt, um in der großen, bunt gemischten Gruppe etwas „warm miteinander“ zu werden. Es waren schließlich auch die ersten Kontakte innerhalb der deutschen Delegation.
Im Anschluss präsentierten uns die japanischen Teilnehmer traditionelle japanische Kleidung, die auf Festen getragen wird. Die Männer in Jinbei und die Frauen in Yukata.
Gemeinsam ließen wir den Abend bei deutschem Bier (was den Japanern besonders schmeckte 😉 ) und einem Lagerfeuer ausklingen.
Geschlafen wurde in den Wohnhäusern der ehemaligen Aufseherinnen des Frauenkonzentrationslagers, was doch einen Beigeschmack beim Einschlafen hinterließ.
Besonders wenn es um abgedrehte Gruppenspiele, sind die Japaner Feuer und Flamme. Hier können wir Deutschen uns ab und zu eine Scheibe abschneiden, da wir an solche Aktionen, doch etwas verklemmt herangingen. Dementsprechend gut kam der Frühsport in Form vom „Störche-fangen-Frösche“-Spiel bei den japanischen Delegierten an ;).
Anschließend versammelten wir uns, für einen geführten Rundgang durch die Gedenkstätte, der von 3 Dolmetschern simultan übersetzt wurde. Wir tauchten ein, in die grausame Zeit des Holocaustes …
Im Anschluss an den Rundgang bekamen wir die Aufgabe, in Kleingruppen 2 Fotos zu schießen, die bei uns einen besonderen, bleibenden Eindruck hinterließen. Diese wurden dann im Plenum präsentiert und diskutiert. Besonders auffällig war, dass sich alle Gruppen auf deren Bildern selbst in Szene gesetzt hatten und sich damit indirekt in die Lage der Akteure der damaligen Geschehnisse hineinversetzten. Auch die anschließende Fragerunde war sehr aufschlussreich, aber auch emotional. Gemeinsam mit der japanischen Delegation arbeiteten wir so ein Stück deutscher Geschichte auf.
Gestärkt nach dem Mittagessen diskutierten wir bis abends und auch den ganzen folgenden Tag in Gruppen über die deutsche und die japanische Arbeitswelt, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Das Ganze natürlich wieder unter Begleitung unserer Dolmetscher.
Als Kulturbeitrag hatte die japanische Delegation einen der bekanntesten traditionellen Tänze Japans einstudiert. Das Lied heißt „Sōran Bushi“ und wurde wohl erstmals von den Fischern auf Hokkaidō gesungen. Der Tanz zu dem Lied imitiert die Bewegungen der Wellen und der Fischer bei ihrer Arbeit.
Schon in den Wochen vor der Zusammenkunft in Berlin plante die deutsche Delegation ein Buffet mit deutschen Snacks für die japanischen Teilnehmer. Jeder brachte eine Kleinigkeit aus seiner Heimatregion mit. Die Japaner waren hellauf begeistert und fielen sofort über das Buffet her, welches auch wieder das von den Japanern so geliebte deutsche Bier miteinschloss.
Zu diesem Zeitpunkt wurde uns die japanische Geschenkekultur sehr stark bewusst. Beschenkt von uns durch das Buffet, packen die Japaner kleine Geschenke für jeden aus, ob selbst gebastelt, essbar oder traditionell, es war alles dabei. Auch wir Deutschen waren im Voraus informiert worden, dass dieser „Geschenkemoment“ eintreten würde und waren dementsprechend auch mit Kleinigkeiten vorbereitet.
Am Lagerfeuer tanzten wir gemeinsam noch bis spät in die Nacht „Fliegerlied“, „Cowboy&Indianer“, „SōranBushi“, ,„Macarena“ und co.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes wurde nochmals fleißig in den Gruppen über die unterschiedlichen Arbeitswelten diskutiert und die Ergebnisse präsentiert.
Im Anschluss wurde noch den Geschehnissen des 6. Augusts 1945 in Hiroshima und drei Tage später in Nagasaki gedacht, die beiden ersten und bislang auch einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. Dieser Gedenktag spielt in der japanischen Kultur eine sehr große Rolle.
Zum Abschluss überraschten uns die Japaner nochmals mit einem „Geschenkemoment“. Für jeden gab es eine kleine Überraschung aus einem Gashapon-Spielzeugautomaten (auch „gasha-gasha“ genannt), die nicht nur bei japanischen Kindern sehr populär sind. „Gacha “ soll das Geräusch imitieren, das der Automat macht, wenn man die Münze hineinsteckt und dann an dem Rad dreht, „pon“ ist das Geräusch, wenn das Spielzeug in seiner Plastikkapsel aus dem Automaten herausfällt.
Nun ist es Zeit „Sayounara“ zu sagen – zumindest fürs erste. Es geht mit dem Bus wieder zurück nach Berlin und von dort aus für die deutschen Delegierten wieder nach Hause. Die japanische Delegation wird in den nächsten Tagen noch weiterreisen nach Erfurt.
Das nächste Mal sieht sich die deutsche Delegation im Oktober in Berlin. Dort werden wir uns auf unseren Aufenthalt in Japan (14. bis 24. November) vorbereiten. Bis dahin gibt es noch einiges zu planen und vorzubereiten. Bis dann, eure deutsche Delegation 2017.
Freitag, 4. August 2017:
Meine Fahrt beginnt mit dem ICE von Hamm nach Berlin. Glücklicherweise konnte Franzi von Düsseldorf aus 2 Sitzplätze freihalten, so dass wir entspannt reisen können und ich die erste Person unserer Delegation schon kennenlernen konnte. Bevor wir den Rest der Gruppe und die Japaner treffen, gönnen Franzi und ich uns eine echte Berliner Currywurst und stoßen mit einem leckeren Bier auf das gemeinsame Abenteuer an.
Zu 15:00 starten wir dann zum Treffpunkt um gemeinsam mit der japanischen Delegation nach Ravensbrück zu fahren. Dort treffen wir auch zum ersten Mal die anderen Mitglieder der deutschen Delegation und endlich lernen wir uns persönlich kennen.
Im Bus haben wir dann auch zum ersten Mal die Gelegenheit uns mit den Japanern zu unterhalten. Auf Englisch (einige auch schon auf Japanisch oder Deutsch :D) plaudern wir über die verschiedensten Dinge: die Anreise nach Deutschland, deutsches und japanisches Essen, Haustiere, Hobbys…
Bei der Ankunft in der Jugendherberge werden wir herzlich von Hitomi und Nauka begrüßt, die uns auch gleich die Dolmetscher vorstellen, welche uns das Wochenende begleiten. Ebenfalls wird die Zimmerbelegung bekannt gegeben, es sind immer Deutsche und Japaner auf einem Zimmer so dass wir uns noch besser austauschen und kennenlernen können.
Nach dem Abendessen erhält jeder einzelne eine Stofftasche als Andenken, welche wir schön gestalten und Unterschriften sammeln können. Nachdem wir ein paar Kennenlernspiele gespielt haben, präsentieren uns unsere japanischen Gäste traditionelle Kleidung.
Samstag, 5. August 2017:
Den Vormittag verbringen wir in der Gedenkstätte, durch die uns Angelika Meyer begleitet. Sie erzählt uns vieles über das ehemalige Frauen-Konzentrationslager. In drei Gruppen begeben wir uns auf einen Fotospaziergang, bei dem viele unterschiedliche Motive entstehen. Jedes hat eine andere Aussagekraft. Anschließend haben wir noch viele Fragen, welche in einer Diskussionsrunde geklärt werden können – leider ist die Zeit hierfür dennoch zu kurz.
Nachmittags diskutieren wir in unseren Gruppen fleißig zum Thema „Work-life-Balance“ und tauschen uns aus. Insgesamt ist die Art von Diskussion sehr ungewohnt, da durch den Dolmetscher übersetzt wird, d.h. dass man immer die Übersetzung abwarten muss, bis man auf das Gesagte reagieren kann. Wir erfahren sehr viele Dinge über das Arbeitsleben in Japan und stellen fest, dass die Rahmenbedingungen sehr ähnlich sind, aber unterschiedlich gelebt werden.
Am Abend bauen wir unser „Deutschland-Buffet“ für unsere Gäste auf. Jeder von uns hat Leckereien aus seiner Heimat mitgebracht und somit ist das Buffet auch für uns toll, um weitere Spezialitäten Deutschlands kennenzulernen. Besonders gut kommt das deutsche Bier an 😀 .
Auch auf uns wartet eine Überraschung: die Japaner führen einen traditionellen Tanz auf, welcher den Fischern einen reichen Fang bescheren soll.
Sonntag, 6.August 2017:
In unseren Tag starten wir mit japanischer Radiogymnastik. Traditionell betreiben die Japaner am Morgen ca. 15 Min. Gymnastik; teilweise auch gemeinsam am Arbeitsplatz.
Anschließend setzten wir dann unsere Gruppendiskussion fort und präsentieren unsere Ergebnisse auf unterschiedliche Art und Weisen.
Als Dankeschön erhalten wir noch ein Abschiedsgeschenk. Die japanische Delegation hat einen „Gacha-Gasha-Automaten“ gebaut, welcher kleines Spielzeug und Schlüsselanhänger enthält. Auf dem Rückweg im Bus haben wir dann noch einmal Gelegenheit uns intensiv auszutauschen.
Für die kommende Woche der japanischen Delegation steht einiges auf dem Programm: Sie werden Erfurt besuchen, Firmen kennenlernen und das Wochenende in der Gastfamilie verbringen.
Und für uns steht die Heimreise in alles Teile Deutschlands, gespickt mit vielen neuen Eindrücken, an.Insgesamt bin ich von dem Programm sehr beeindruckt und überrascht wie schnell man sich mit so vielen unbekannten und unterschiedlichen Menschen so gut verstehen kann.
Donnerstag, 10.August 2017:
Der Reisepass ist endlich da 😀 – die Vorfreude auf das Abenteuer steigt!