Tagesbericht 11. Und 12. Tag – „Tolle Aussichten über Nagasaki am Homestay Wochenende“ (geschrieben von Nora)

15:00 , der Start in das Gastfamilienwochende ist gefallen. Wir alle haben nun 2 Tage, um das japanische Familienleben zu erfahren.

Nach einer 30 minütigen Autofahrt mit meinem Gastvater Munehiro und Gesprächen über japanisches Sumoringen, deutschen Fußball, Baseball  und japanische Kukinarik, kommen wir an dem Häuschen in Isahaya an, wo schon meine Gastmutter Tomoko auf mich wartet.

Nach einer kurzen Teerunde bereiten Tomoko und ich gemeinsam das Abendessen vor. Es schmeckt super. Auch meine Stäbchenfertigkeiten werden hoch gelobt. Ich selbst fühle mich mit Stäbchen eher noch wie ein Amateur-Ninja mit Plastikschwert.

Vor dem Schlafengehen werde ich noch in einen Ganzkörper-Massagestuhl gesteckt und mit japanischen Süßigkeiten gefüttert. Japanische Gastfreundschaft eben. Nach einem heißen japanischen Bad, geht es dann auch schon ins Bett. Vorfreude auf den nächsten Tag kommt auf, bevor ich müde in das gemütliche Bett sinke.

Gestärkt vom Frühstück Tamagoyaki, geht es los in die Stadt Nagasaki zum Sightseeing. Ich durfte sowohl die Aussicht am Tage, als auch die Nightview genießen.

Meine Gasteltern erfüllen mir den Wunsch, zwei Tempel zu besichtigen… einen japanischen und einen chinesischen.

Abends gehen wir mit der Oma und den Brüdern meines Gastvaters Yakitori essen. Es wird ein feuchtfröhlicher Abend.

Am nächsten Tag haben meine Gasteltern noch eine Überraschung für mich: Es geht in ein Pinguin-Aquarium.

Das homestay Wochende ging viel zu schnell vorbei. Ich habe meiner herzlichen Gastfamilie versprochen, sie bald wieder zu besuchen! Mir wird nun klar, dass sich unser Aufenthalt in Japan stark dem Ende zuneigt. Schade…

Tagesbericht 2. Tag (16.11.17) – Einführung in die japanische Arbeitswelt (geschrieben von Nora)

Der Tag beginnt mit einem traditionell japanischen Frühstück im neunten Stock unserer Unterkunft (National Institution for Youth Education) in Tokyo, das mit einem atemberaubenden Blick auf die Stadt und den Fuji-san einhergeht. Gefolgt von einem kurzen Spaziergang in den Yoyogipark, der direkt an das Gelände angrenzt.

Gleich darauf werden wir in Form von einem Fachvortrag über das NIYC, die Entstehungsgeschichte, deren Arbeitsfelder und Ziele informiert. Nach einer kurzen Pause gehen wir über zum Thema „Förderung von Frauen am Arbeitsplatz“. Die Rednerin hofft darauf, dass der Wandel zur Akzeptanz von Frauen in Verwaltungsaufgaben weiter fortschreitet, da es aktuell nur 9,9% im NIYC sind, Ihr Ziel aber 15% sei. Erstaunlich fand ich, dass es in Japan eine Plakette für Unternehmen gibt, die deren „gesunde Arbeit“ bestätigen soll. Es müssten bestimmte Kriterien erfüllt werden um diese Plakette zu verdienen und sich somit als attraktiver Arbeitgeber auszuzeichnen.

Das dritte wichtige Thema am dritten Tag unserer Reise ist die Arbeitergesellschaft Japans, deren Strukturen und Charakteristika. Herausstechend hier sind die langen Arbeitstage und vergleichsweise wenigen Urlaubstage. In Japan wünscht sich 35% der Bevölkerung, nach dem 65. Lebensjahr weiterhin zu arbeiten, in Deutschland sind dies lediglich 8,6%. In Japan verläuft der Weg in das Berufsleben über die Wahl eines Unternehmens, nicht primär einem Berufsfeld, wie das in Deutschand üblich ist. Ein späterer Wechsel innerhalb der Branche, besonders zwischen großen Unternehmen, ist ein Tabuthema. Lediglich in den letzten Jahren schreitet das Headhunting etwas voran, jedoch nur auf Vorstandsebene.

Zusätzlich zu den Fachvorträgen bekommen wir eine Führung durch die Büroräume des NIYC und verbringen im Anschluss das Mittagessen in geselliger Runde mit ein paar Mitarbeitern. In regem Austausch genießen wir die japanischen Köstlichkeiten – ob süß oder herzhaft, es ist für jeden etwas dabei…

So, jetzt ist es 20:15 Uhr. Wir gehen jetzt in den verdienten Feierabend 😛 ihr hört aber bald wieder von uns.

Erfahrungsbericht über das Wochenende in Ravensbrück – Die ersten Kontakte (verfasst von Nora)

Die japanische Delegation  erlebte im August 2 Wochen lang Deutschland, unsere Kultur, Arbeitsmoral, Kulinarik und vieles mehr. Ein Wochenende verbrachten sie gemeinsam mit uns (der deutschen Delegation) in einer Holocaust-Gedenkstätte in Ravensbrück, dem ehemaligen und einzigen Frauenkonzentrationslager Deutschlands.

Gemeinsam trafen wir uns in Berlin an dem Hotel, in dem die Japaner die letzten Tage verbracht hatten und machten uns dann gemeinsam mit dem Bus auf den Weg nach Ravensbrück. Bereits vor dem Hotel und besonders im Bus wurden die ersten Kontakte geknüpft, Gespräche geführt und Bilder gezeigt.

Nach der Ankunft in Ravensbrück und direkter Zimmerzuteilung wurden die Zimmer bezogen und im Anschluss einige Kennenlernspiele gespielt, um in der großen, bunt gemischten Gruppe etwas „warm miteinander“ zu werden. Es waren schließlich auch die ersten Kontakte innerhalb der deutschen Delegation.

Im Anschluss präsentierten uns die japanischen Teilnehmer traditionelle japanische Kleidung, die auf Festen getragen wird. Die Männer in Jinbei und die Frauen in Yukata.

 

Gemeinsam ließen wir den Abend bei deutschem Bier (was den Japanern besonders schmeckte 😉 ) und einem Lagerfeuer ausklingen.

Geschlafen wurde in den Wohnhäusern der ehemaligen Aufseherinnen des Frauenkonzentrationslagers, was doch einen Beigeschmack beim Einschlafen hinterließ.

Besonders wenn es um abgedrehte Gruppenspiele, sind die Japaner Feuer und Flamme. Hier können wir Deutschen uns ab und zu eine Scheibe abschneiden, da wir an solche Aktionen, doch etwas verklemmt herangingen. Dementsprechend gut kam der Frühsport in Form vom „Störche-fangen-Frösche“-Spiel bei den japanischen Delegierten an ;).

Anschließend versammelten wir uns, für einen geführten Rundgang durch die Gedenkstätte, der von 3 Dolmetschern simultan übersetzt wurde. Wir tauchten ein, in die grausame Zeit des Holocaustes …

Im Anschluss an den Rundgang bekamen wir die Aufgabe, in Kleingruppen 2 Fotos zu schießen, die bei uns einen besonderen, bleibenden Eindruck hinterließen. Diese wurden dann im Plenum präsentiert und diskutiert. Besonders auffällig war, dass sich alle Gruppen auf deren Bildern selbst in Szene gesetzt hatten und sich damit indirekt in die Lage der Akteure der damaligen Geschehnisse hineinversetzten. Auch die anschließende Fragerunde war sehr aufschlussreich, aber auch emotional. Gemeinsam mit der japanischen Delegation arbeiteten wir so ein Stück deutscher Geschichte auf.

Gestärkt nach dem Mittagessen diskutierten wir bis abends und auch den ganzen folgenden Tag in Gruppen über die deutsche und die japanische Arbeitswelt, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Das Ganze natürlich wieder unter Begleitung unserer Dolmetscher.

Als Kulturbeitrag hatte die japanische Delegation einen der bekanntesten traditionellen Tänze Japans einstudiert. Das Lied heißt „Sōran Bushi“ und wurde wohl erstmals von den Fischern auf Hokkaidō gesungen. Der Tanz zu dem Lied imitiert die Bewegungen der Wellen und der Fischer bei ihrer Arbeit.

Schon in den Wochen vor der Zusammenkunft in Berlin plante die deutsche Delegation ein Buffet mit deutschen Snacks für die japanischen Teilnehmer. Jeder brachte eine Kleinigkeit aus seiner Heimatregion mit. Die Japaner waren hellauf begeistert und fielen sofort über das Buffet her, welches auch wieder das von den Japanern so geliebte deutsche Bier miteinschloss.

Zu diesem Zeitpunkt wurde uns die japanische Geschenkekultur sehr stark bewusst. Beschenkt von uns durch das Buffet, packen die Japaner kleine Geschenke für jeden aus, ob selbst gebastelt, essbar oder traditionell, es war alles dabei. Auch wir Deutschen waren im Voraus informiert worden, dass dieser „Geschenkemoment“ eintreten würde und waren dementsprechend auch mit Kleinigkeiten vorbereitet.

Am Lagerfeuer tanzten wir gemeinsam noch bis spät in die Nacht „Fliegerlied“, „Cowboy&Indianer“, „SōranBushi“, ,„Macarena“ und co.

 

 

 

 

 

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes wurde nochmals fleißig in den Gruppen über die unterschiedlichen Arbeitswelten diskutiert und die Ergebnisse präsentiert.

 

 

 

 

 

Im Anschluss wurde noch den Geschehnissen des 6. Augusts 1945 in Hiroshima und drei Tage später in Nagasaki gedacht, die beiden ersten und bislang auch einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. Dieser Gedenktag spielt in der japanischen Kultur eine sehr große Rolle.

Zum Abschluss überraschten uns die Japaner nochmals mit einem „Geschenkemoment“. Für jeden gab es eine kleine Überraschung aus einem Gashapon-Spielzeugautomaten (auch „gasha-gasha“ genannt), die nicht nur bei japanischen Kindern sehr populär sind. „Gacha “ soll das Geräusch imitieren, das der Automat macht, wenn man die Münze hineinsteckt und dann an dem Rad dreht, „pon“ ist das Geräusch, wenn das Spielzeug in seiner Plastikkapsel aus dem Automaten herausfällt.

Nun ist es Zeit „Sayounara“ zu sagen – zumindest fürs erste. Es geht mit dem Bus wieder zurück nach Berlin und von dort aus für die deutschen Delegierten wieder nach Hause. Die japanische Delegation wird in den nächsten Tagen noch weiterreisen nach Erfurt.

Das nächste Mal sieht sich die deutsche Delegation im Oktober in Berlin. Dort werden wir uns auf unseren Aufenthalt in Japan (14. bis 24. November) vorbereiten. Bis dahin gibt es noch einiges zu planen und vorzubereiten. Bis dann, eure deutsche Delegation 2017.