Dass die japanische Gesellschaft für ihre sehr höfliche und ordentliche Umgangsweisen bekannt ist, war uns als Delegation bereits im Vorfeld bewusst. Durch unseren Workshop zur „Businessetiquette“ erleben wir am eigenen Leibe, was dies alles beinhaltet. Dazu stellt uns Frau Tsuchiya Yoshino, CEO der von ihr vor sieben Jahren gegründeten Firma Escareer AG, ganz praktische Beispiele vor. Damit wir dies in den nächsten Tagen anwenden können, üben wir ein paar Sequenzen.
Dazu gehören natürlich die Klassiker, wie die richtige Übergabe der Visitenkarte (mit beiden Händen), der richtige Grad bei der Verbeugung (15, 30 oder 45) und wie man sich passend am Arbeitsplatz kleidet (z.B. sehr ordentliche Kleidung, die Männer tragen keinen Bart).
Wir lernen aber auch neue und zum Teil für uns ungewöhnliche Aspekte kennen. So verabschiedet man sich nicht in den Feierabend mit einem einfachen „bis morgen“, sondern indem man sich „für das frühe Gehen entschuldigt“ (selbst wenn die reguläre Arbeitszeit schon überschritten ist). Man sollte bei den Kollegen vorher nachgefragen, ob man sie nicht bei ihrer Arbeit noch unterstützen könnte.
Darüber hinaus hat uns Frau Tsuchiya Yoshino die Schwierigkeiten für Frauen in der noch bis heute sehr traditionellen japanischen Arbeitswelt aufgezeigt. Dabei stellt die Probelmatik der erwarteten Überstunden (reguläre Arbeitszeit 40h/Woche + bis zu 25h/Woche) vor allem für Frauen mit Kindern eine sehr große Herausforderung dar, da so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Work-Life-Balance) kaum möglich ist.
Insgesamt ist das Kennenlernen von japanischen Arbeitspraktiken und der Businessetiquette auf großes Interesse innerhalb der deutschen Delegation gestoßen. Wir können feststellen, dass die Relevanz der Hierarchie in der deutschen Businessetiquette nicht ganz so stark verankert ist.