Die japanische Delegation erlebte im August 2 Wochen lang Deutschland, unsere Kultur, Arbeitsmoral, Kulinarik und vieles mehr. Ein Wochenende verbrachten sie gemeinsam mit uns (der deutschen Delegation) in einer Holocaust-Gedenkstätte in Ravensbrück, dem ehemaligen und einzigen Frauenkonzentrationslager Deutschlands.
Gemeinsam trafen wir uns in Berlin an dem Hotel, in dem die Japaner die letzten Tage verbracht hatten und machten uns dann gemeinsam mit dem Bus auf den Weg nach Ravensbrück. Bereits vor dem Hotel und besonders im Bus wurden die ersten Kontakte geknüpft, Gespräche geführt und Bilder gezeigt.
Nach der Ankunft in Ravensbrück und direkter Zimmerzuteilung wurden die Zimmer bezogen und im Anschluss einige Kennenlernspiele gespielt, um in der großen, bunt gemischten Gruppe etwas „warm miteinander“ zu werden. Es waren schließlich auch die ersten Kontakte innerhalb der deutschen Delegation.
Im Anschluss präsentierten uns die japanischen Teilnehmer traditionelle japanische Kleidung, die auf Festen getragen wird. Die Männer in Jinbei und die Frauen in Yukata.
Gemeinsam ließen wir den Abend bei deutschem Bier (was den Japanern besonders schmeckte 😉 ) und einem Lagerfeuer ausklingen.
Geschlafen wurde in den Wohnhäusern der ehemaligen Aufseherinnen des Frauenkonzentrationslagers, was doch einen Beigeschmack beim Einschlafen hinterließ.
Besonders wenn es um abgedrehte Gruppenspiele, sind die Japaner Feuer und Flamme. Hier können wir Deutschen uns ab und zu eine Scheibe abschneiden, da wir an solche Aktionen, doch etwas verklemmt herangingen. Dementsprechend gut kam der Frühsport in Form vom „Störche-fangen-Frösche“-Spiel bei den japanischen Delegierten an ;).
Anschließend versammelten wir uns, für einen geführten Rundgang durch die Gedenkstätte, der von 3 Dolmetschern simultan übersetzt wurde. Wir tauchten ein, in die grausame Zeit des Holocaustes …
Im Anschluss an den Rundgang bekamen wir die Aufgabe, in Kleingruppen 2 Fotos zu schießen, die bei uns einen besonderen, bleibenden Eindruck hinterließen. Diese wurden dann im Plenum präsentiert und diskutiert. Besonders auffällig war, dass sich alle Gruppen auf deren Bildern selbst in Szene gesetzt hatten und sich damit indirekt in die Lage der Akteure der damaligen Geschehnisse hineinversetzten. Auch die anschließende Fragerunde war sehr aufschlussreich, aber auch emotional. Gemeinsam mit der japanischen Delegation arbeiteten wir so ein Stück deutscher Geschichte auf.
Gestärkt nach dem Mittagessen diskutierten wir bis abends und auch den ganzen folgenden Tag in Gruppen über die deutsche und die japanische Arbeitswelt, über Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Das Ganze natürlich wieder unter Begleitung unserer Dolmetscher.
Als Kulturbeitrag hatte die japanische Delegation einen der bekanntesten traditionellen Tänze Japans einstudiert. Das Lied heißt „Sōran Bushi“ und wurde wohl erstmals von den Fischern auf Hokkaidō gesungen. Der Tanz zu dem Lied imitiert die Bewegungen der Wellen und der Fischer bei ihrer Arbeit.
Schon in den Wochen vor der Zusammenkunft in Berlin plante die deutsche Delegation ein Buffet mit deutschen Snacks für die japanischen Teilnehmer. Jeder brachte eine Kleinigkeit aus seiner Heimatregion mit. Die Japaner waren hellauf begeistert und fielen sofort über das Buffet her, welches auch wieder das von den Japanern so geliebte deutsche Bier miteinschloss.
Zu diesem Zeitpunkt wurde uns die japanische Geschenkekultur sehr stark bewusst. Beschenkt von uns durch das Buffet, packen die Japaner kleine Geschenke für jeden aus, ob selbst gebastelt, essbar oder traditionell, es war alles dabei. Auch wir Deutschen waren im Voraus informiert worden, dass dieser „Geschenkemoment“ eintreten würde und waren dementsprechend auch mit Kleinigkeiten vorbereitet.
Am Lagerfeuer tanzten wir gemeinsam noch bis spät in die Nacht „Fliegerlied“, „Cowboy&Indianer“, „SōranBushi“, ,„Macarena“ und co.
Am letzten Tag unseres Aufenthaltes wurde nochmals fleißig in den Gruppen über die unterschiedlichen Arbeitswelten diskutiert und die Ergebnisse präsentiert.
Im Anschluss wurde noch den Geschehnissen des 6. Augusts 1945 in Hiroshima und drei Tage später in Nagasaki gedacht, die beiden ersten und bislang auch einzigen Einsätze von Atomwaffen in einem Krieg. Dieser Gedenktag spielt in der japanischen Kultur eine sehr große Rolle.
Zum Abschluss überraschten uns die Japaner nochmals mit einem „Geschenkemoment“. Für jeden gab es eine kleine Überraschung aus einem Gashapon-Spielzeugautomaten (auch „gasha-gasha“ genannt), die nicht nur bei japanischen Kindern sehr populär sind. „Gacha “ soll das Geräusch imitieren, das der Automat macht, wenn man die Münze hineinsteckt und dann an dem Rad dreht, „pon“ ist das Geräusch, wenn das Spielzeug in seiner Plastikkapsel aus dem Automaten herausfällt.
Nun ist es Zeit „Sayounara“ zu sagen – zumindest fürs erste. Es geht mit dem Bus wieder zurück nach Berlin und von dort aus für die deutschen Delegierten wieder nach Hause. Die japanische Delegation wird in den nächsten Tagen noch weiterreisen nach Erfurt.
Das nächste Mal sieht sich die deutsche Delegation im Oktober in Berlin. Dort werden wir uns auf unseren Aufenthalt in Japan (14. bis 24. November) vorbereiten. Bis dahin gibt es noch einiges zu planen und vorzubereiten. Bis dann, eure deutsche Delegation 2017.